So leichtfüßig und motiviert wie an diesem Tag komme ich selten aus dem Bett, aber ich war ja getrieben von Neugier. Kurz geduscht, Kaffee gemacht, Frühstück gerichtet und dann ging es um 6:40 Uhr auch schon los zur Baustelle. Diese liegt ca. 8 Min. mit dem Auto von unserer üblichen Unterkunft entfernt, aber ich hatte leicht erschwerte Bedingungen – es schneite und der Schnee blieb schon auf der Straße liegen. Ich fuhr also durch das Winterwonderland und erreichte um 6:50 Uhr die Baustelle. Was sahen meine Augen? Einen vollbeleuchteten LKW, der mich anstrahlte und die Arbeiten waren schon voll im Gange. Wann bitte haben die denn angefangen? Mitten in der Nacht? Um nicht im Weg rumzustehen und bestmöglich sehen zu können, habe ich mich in die Einfahrt zur Garage unseres Nachbarn gestellt. Prompt sprach mich der LKW-Fahrer an, den ich bis dato nicht wahrgenommen hatte, war ja auch noch früh, zappenduster und reichlich kalt. Er wollte nur wissen, ob das mein Haus sei und ich bejahte. Irgendwie ist das noch nicht wirklich bei mir angekommen, es fühlt sich so surreal an. Auf der Bodenplatte wurden schon einmal die Stützen hingelegt, die die Wände nach erster Montage abstützen sollen. Insgesamt waren sechs Personen anwesend und ich habe noch nie so eine leise Baustelle gesehen wie diese. Ok, neben mir lief der Motor des LKW, weil von dort aus auch der Kran gesteuert wurde, aber dennoch habe ich niemanden brüllen oder lauter sprechen gehört. Der Kran hob eine Wand nach der anderen auf die Platte und die Arbeiter montierten diese am Boden und stützten sie ab. In den einzelnen Seitenteilen (insgesamt müssten es neun sein) sind auch schon die Fenster eingesetzt. Heute werden also die Seitenteile montiert, morgen kommt der Dachstuhl drauf und dann sollte das Haus in ein paar Tagen dicht sein.

Die Küchenwände stehen schon
Als ich mittags zum dritten Mal zur Baustelle fuhr, waren alle Seitenteile bereits montiert und es sah aus, als könnten wir am nächsten Tag einziehen.

Am Nachmittag um 14 Uhr hatten eigentlich Jörg und ich einen Termin mit dem Elektriker, um die gesamte Elektrik im Haus zu planen bzw. die bereits erfolgte Planung zu besprechen. Da Jörg ja nicht mit in Schweden war, begleitete mich unser Freund, der schwedisch spricht. Das war auch mehr als hilfreich, obwohl unser noch relativ junger Elektriker lustigerweise Deutsch verstand. Immer, wenn ich zu unserem Freund etwas auf Deutsch sagte, antwortete er exakt auf das von mir Gesagte, allerdings auf Schwedisch. Er hatte als Kind Deutsch in der Schule gelernt und verstand noch so einiges. Nach geschlagenen zwei Stunden hatten wir alles besprochen und machten uns auf den Rückweg. Weil unser Freund noch etwar vorhatte, setzte ich ihn zu Hause ab und fuhr dann noch mal los, um mich im Supermarkt ein paar Orte weiter mit schwedischen Dingen einzudecken, ohne die ein Leben möglich, aber sinnlos ist ;-))
Seit meiner Einreise nach Schweden ist ja nichts Nennenswertes an lustigen bzw. ungewöhnlichen Begebenheiten passiert, es wurde also mal wieder Zeit, bevor Langeweile aufkommt. Aber was könnte jetzt noch kommen? Nachdem ich Passkontrolle, Brückenpannen und den Zoll erfolgreich bezwungen hatte? Richtig, wir hatten noch keine Alkoholkontrolle. Die örtliche Polizei zog also mich und überhaupt alle Fahrzeuge vor und hinter mir raus und nach Prüfung des Führerscheins durfte ich in das vorbereitete Röhrchen pusten. War ja kein Problem, da ich natürlich nicht einen Tropfen Alkohol getrunken hatte. Unnötig zu erwähnen, dass das meine allererste Alkoholkontrolle in meinem Leben war. Ich durfte also weiterfahren – welch ein Glück.
Da es inzwischen mehr als dunkel war, verzichtete ich auf einen weiteren Besuch auf der Baustelle.