Autor: admin (Seite 4 von 4)

Die Maklerin meldet sich

Wer lag wohl richtig mit seiner Vermutung bzgl. der Rückmeldung? Ich! Zum Glück, denn geduldiges Abwarten ist in so einem Fall überhaupt nicht mein Ding. Und was schrieb die Maklerin an den Mann? „The seller wants to proceed with you“, also uns. Ich musste den Satz dreimal lesen, bevor ich es überhaupt glauben konnte. Wir hatten die Zusage für unser Traumgrundstück, es war einfach unglaublich! So unglaublich, dass es sich bis heute surreal anfühlt, wenn ich darüber nachdenke. Es ist eine Sache, einen Traum zu haben, aber eine ganz andere Sache, wenn dieser Traum plötzlich wahr wird. Wir sprechen hier nicht von einem kleinen Träumchen mit wenig Risiko, wir sprechen von dem ganz großen Traum vom Eigenheim – und das im Ausland!

Jetzt kam Leben in die Bude

Nach Luft schnappend zeigte ich die Verkaufsanzeige dem Mann, der es auch kaum glauben konnte. Es war Samstag und das Maklerbüro war geschlossen. Also schickten wir den Link unserem schwedischen Freund und baten ihn, bei der Maklerin anzurufen, um zu fragen, ob das Grundstück überhaupt noch zu haben sei und was wir tun müssten, wenn wir es haben möchten. Am darauffolgenden Mittwoch rief unser Freund im Maklerbüro an und teilte uns anschließend mit, dass wir doch bitte eine Art „Bewerbung“ per E-Mail an die Maklerin schicken möchten. Wir schrieben also, dass wir seit vielen, vielen Jahren regelmäßig im Nachbarort Urlaub machten und jetzt auf der Suche nach einem Grundstück seien, um ein eigenes Haus zu bauen. Und genau dieses Grundstück unser Traum sei. Diese Mail ging noch am selben Tag an die Maklerin, deren Rückfragen wir am nächsten Tag beantworteten. Sie sagte, dass es noch andere Interessenten gäbe und die Verkäufer eine Entscheidung in der Woche ab 23.05.2022 treffen wollten. Ich hatte es so verstanden, dass wir gleich am Montag, 23.05. 2022 Bescheid bekämen. Der Mann sagte, nach seinem Verständnis fiele die Entscheidung eher im Laufe der Woche. Nun ja, es half ja nichts, wir mussten abwarten.

DAS Grundstück 🙂

Glück muss man haben!

Zurück in Deutschland holte uns erst einmal der Alltag ein und die Absicht, bei der Kommune nach den Namen der Grundstücksbesitzer zu fragen, trat in den Hintergrund. Wir waren seit einer Woche wieder zu Hause, als unser Freund uns einen Link aus Hemnet (Immobilienwebsite, ähnlich Immobilienscout) schickte mit einem hübschen Haus ein paar Orte weiter, das zum Verkauf stand. Wir sahen uns das Haus auf Hemnet an, es gefiel uns. Allerdings musste wohl kürzlich ein Nachbar direkt ein Haus in erster Reihe gebaut haben, so dass der bei Googlemaps noch vorhandene freie Blick auf das Feld in Wirklichkeit nicht mehr existierte. Naja, irgendwas ist ja immer und obwohl wir ja eigentlich kein Haus mehr kaufen wollten, überlegten wir, es uns trotzdem einmal anzusehen. Aber für eine einzige Besichtigung mal eben 750 km (eine Strecke) zu fahren, lohnt sich ja nicht unbedingt. Also schaute ich selbst noch mal auf Hemnet, ob es vielleicht noch andere in Frage kommende Objekte gab, die am selben Wochenende Besichtigungstermine gehabt hätten. Gab es nicht. Als Suchkriterium habe ich standardmäßig „Häuser“ und „Grundstücke“ hinterlegt. Ich scrollte also etwas enttäuscht weiter und da tauchte es plötzlich auf – „unser“ Grundstück, das uns von den dreien, die wir angeschaut und in die engere Wahl genommen hatten, am besten gefiel. Jetzt stand es zum Verkauf! Ich konnte es kaum fassen.

DAS Grundstück

Die Suche nach Grundstücken und das schwedische Verständnis von Datenschutz

Während unseres Urlaubs in Schweden Ende April schnappten wir uns unsere Fahrräder und fuhren in den Nachbarort. Dort gibt es ein riesiges Wohngebiet, in dem noch einige freie Grundstücke zu finden sind. Wir radelten Straße für Straße ab, fotografierten Grundstücke, die uns passend erschienen und zeichneten diese in Googlemaps ein. Drei davon kamen schließlich in die engere Wahl, nur leider stand aktuell keines davon zum Verkauf.

Unser Freund schlug vor, dass wir über eine Anfrage bei der Kommune die Namen der jeweiligen Besitzer herausfinden könnten. Diese könnten wir dann anschreiben und fragen, ob sie bereit wären, ihr Grundstück zu verkaufen. Ja, in Schweden ist es mehr als einfach, an derlei Informationen zu gelangen, selbst als Ausländer. Ohne große Mühe kann man z. B. über das Internet herausfinden, wer wann für wie viel Geld welches Haus gekauft hat, mit wem er/sie dort lebt, wer wann Geburtstag hat (inkl. Jahrgang), wo er arbeitet, wie viel er ungefähr verdient, welches Auto er fährt, wer die Vorbesitzer des Autos waren, wo diese wohnen usw. – für uns Deutsche schier unfassbar. Der Schwede ist der berühmte gläserne Mensch.

Einzig bei der Frage nach Namen und Kontaktdaten von Grundstücksbesitzern ist es einfacher, über die Kommune zu gehen, weil sich im Internet diesbezüglich nicht immer etwas finden lässt.

Da unser Urlaub sich dem Ende zuneigte, beschlossen wir, diese Anfrage von Deutschland  aus zu starten.

Potenziell in Frage kommendes Grundstück

Neuer Plan – neuer Weg

Eine passende Immobilie zu finden, bei der wir nicht allzu viele Kompromisse eingehen mussten, stellte sich als nahezu unüberwindbare Herausforderung dar. Wir fassten einen neuen Plan – wir suchten nun nach einem Grundstück, auf dem wir selbst bauen können. Das ist doch viel einfacher, dachten wir… Einfach ist anders. Es mag vermeintlich einfacher sein, nur ein passendes Grundstück zu finden und nicht beides – Grundstück und Haus, aber auch Grundstücke sind rar gesät und in begehrter Lage inzwischen auch relativ teuer (ca. 30 -50% teuer als noch vor einem Jahr). Man hat den Eindruck, dass sich manch einer damals ein Grundstück als Spekulationsobjekt gekauft hat und der Plan aufgegangen ist. Aber gut, in einen sauren Apfel muss man beißen, ganz ohne Kompromisse lässt sich kein Traum verwirklichen.

Da wir zwischendurch einmal „fremdgegangen“ sind, was den Urlaubsort anging und es uns dort auch sehr gut gefallen hat, stellte sich jetzt die Frage, wo wir nach einem Grundstück suchen sollten: eher in der felsigen Gegend in Blekinge oder wieder Richtung Ostsee in der Nähe von Kalmar. Wir begannen die Suche in beiden Gebieten und fanden auch ein sehr schönes, schroffes Grundstück an einem See.

See? Mücken im Sommer? Extrem felsig, viele Steine (große Findlinge, die man erst einmal mit schwerem Gerät hätte verlegen müssen) und vor allem über 4.000m2 – was wollen wir mit so einem großen Grundstück? Nein, das Grundstück war zu groß und letzten Endes auch zu teuer. Also suchten wir weiter.

Das Seegrundstück

Schweden und die Immobilienpreise

Seit einigen Jahren erleben Immobilien in Schweden einen nie dagewesenen Boom. Kaum auf dem Markt sind sie auch schon wieder weg und das teilweise zu Preisen, bei denen man sich nur noch wundern kann. Es scheint doch sehr viele handwerklich geschickte Menschen zu geben, die in der Lage sind, ein renovierungsbedürftiges Eigenheim in hingebungsvoller Kleinarbeit wieder aufzumöbeln. Wir gehören nicht zu dieser Fraktion, auch nicht mit Hilfe von YouTube-Tutorials.

Ich weiß nicht, ob es auch andere Wege gibt, aber in der Regel werden Immobilien in Schweden im Bieterverfahren verkauft. Nachdem alle Besichtigungstermine vorüber sind, wird vom Maklerbüro das Bieterverfahren eröffnet. Wir waren ein einziges Mal per SMS dabei, im Halbstundentakt gehen die neuen Gebote ein. Wirklich sehr interessant und spannend, sollte man auf jeden Fall einmal erlebt haben. Man tut sich natürlich leichter, wenn man bereits vorher entschieden hat, dass man das Haus nicht haben möchte, aus welchen Gründen auch immer. Dann kann man die Bieterei völlig entspannt mitverfolgen und sich amüsieren, wie schnell sich die Interessenten gegenseitig überbieten. Ganz grob geschätzt liegen die Verkaufspreise der Immobilien im Schnitt 25 – 40% über dem Einstiegsgebot bzw. dem vom Verkäufer veranschlagten Preis. Und diese Ausgangspreise haben es bereits teilweise in sich. Schlussendlich muss nicht zwingend der Höchstbietende den Zuschlag erhalten. Es liegt im Ermessen des Verkäufers, an wen er sein Haus verkaufen möchte. Aber auch diese Tatsache erhöhte in unseren Augen nicht unbedingt die Chancen, ein Haus zu einem angemessenen Preis zu finden.

Die Suche gestaltete sich also schwieriger als gedacht – was nun?

Uns stand die Ratlosigkeit förmlich ins Gesicht geschrieben…

Die Suche begann

Bis zum Herbst letzten Jahres war die Suche eher sporadisch. Unser schwedischer Freund und Besitzer des kleinen roten Häuschens hat uns hin und wieder auf zum Verkauf stehende Objekte hingewiesen und zu Besichtigungen begleitet, doch das Richtige war nie dabei. Entweder passte die Lage nicht oder am Haus wäre sehr viel zu tun gewesen, wie z. B. ein neues Dach, neue Elektroleitungen, da die alten nicht den schwedischen Standards entsprachen oder ein komplett neuer Außenanstrich. Alles in allem Dinge, die wir alleine nicht bewerkstelligen konnten und wofür wir auch nicht unsere knapp bemessene Freizeit opfern wollten.

Während unseres Urlaubs im Herbst 2021 haben wir die Suche intensiviert. Unser favorisiertes Portal war Hemnet.se, das wir beinahe täglich nach neuen Inseraten durchforstet haben. Schnell stellten wir fest, dass sämtliche in Frage kommenden Objekte zu einem deutlich höheren Preis verkauft wurden, als ursprünglich aufgerufen.

Exemplarisch für die typischen roten Schwedenhäuser ein Bild aus Bullerbü
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